Wenn das Schmelzwasser fehlt: Künftig häufiger Niedrigwasser im Rhein erwartet.

11 07 2022
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Cover_CHR I no. 28
Blick vom Sustenpass auf den Steingletscher, CH (Foto: M. Weiler)

Neue KHR-Studie bestätigt sich verschärfende Niedrigwasserentwicklung im Rhein

Schmelzende Gletscher und weniger Schnee könnten zukünftig Niedrigwassersituationen im Rhein von Basel bis zur Nordsee verschärfen – dies zeigen die Resultate aus einem kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekt im Auftrag der länderübergreifenden Kommission zur Hydrologie des Rheins (KHR). Die neuen Erkenntnisse bestätigen aus Sicht der KHR die Bedeutung einer klimaresilenten Weiterentwicklung des Wassermanagements im Rheineinzugsgebiet.

Als Folge der globalen Erwärmung schmelzen die Alpengletscher und die Schneedecke im Winter wird dünner. Dadurch wird der Abflussbeitrag aus Schnee- und Gletscherschmelze im Rhein künftig abnehmen, so zeigen es die Szenarien, die im KHR Forschungsprojekt (zum Einfluss des Klimawandels auf den Rheinabfluss) für die nahe (2031-2060) und ferne Zukunft (2071-2100) berechnet wurden. Dieser Schmelzwasserbeitrag ist entscheidend als Wasserreserve für niederschlagsärmere Monate im Sommer und Herbst. Fällt der Beitrag immer geringer aus, führt dies häufiger zu Niedrigwasser im Rhein.

Die Auswirkungen dieser Veränderungen sind erheblich und betreffen alle, die Wasser entlang des Rheins nutzen: Die Rheinschifffahrt und mit ihr der wichtige Gütertransport werden beeinträchtigt, Kraftwerke und Stromversorger können weniger Strom produzieren und Trinkwasserversorger müssen sich auf häufigere Wasserknappheitssituationen vorbereiten. In landwirtschaftlich stark genutzten Gebieten kann das Wasser während der Wachstumsperiode im Sommer knapp werden, weil die Pflanzen dann viel Wasser benötigen. Der Wasserbezug aus den Gewässern für die Bewässerung wird zunehmen und die Niedrigwassersituation noch verschärfen. Und nicht zuletzt kommen auch negative Folgen für die Ökologie hinzu, wenn sich das Wasser aufgrund des geringeren Abflusses und höherer Lufttemperaturen stärker erwärmt und viele Wasserlebewesen bedroht sind.

Die Diskussionen rund um die Ergebnisse des Projekts zeigten einmal mehr: Um diesen Heraus-forderungen zu begegnen sind integrale Lösungen gefragt. Auch wenn sich die Wassernutzungs-konflikte meist lokal zeigen, muss das Wassermanagement entlang des Rheins koordiniert und grenzüberschreitend angepasst werden. Dabei müssen alle Interessengruppen berücksichtigt werden.

Anfang Juni haben sich Wissenschaftler, Behörden- und Wirtschaftsvertreter zu einem Symposium in Olten getroffen, um die Ergebnisse des von den Universitäten Freiburg im Breisgau und Zürich sowie weiteren Experten für hydrologische Modellierungen durchgeführten Forschungsprojekts zu diskutieren. Im Fokus standen dabei auch die Folgen für Wasserwirtschaft und Umwelt.

Weitere Projekt Informationen:
Schnee- und Gletscherschmelze im Rhein (ASG II) 2018-2021 (chr-khr.org)

Auskunft:
Petra Schmocker-Fackel, Bundesamt für Umwelt BAFU (Bern, Schweiz; Projektleitung), petra.schmocker-fackel@bafu.admin.ch; Tel +41 58 46 476 66

Roel Burgers, Sekretariat Internationale Kommission für die Hydrologie des Rheingebietes KHR Rijkswaterstaat / WMCN (Lelystad, Niederlande): roel.burgers@rws.nl; Tel + 31 627118101